Von Bestsellerautor Michael Kaindl (Teil 1 von 6)
Der klassische Weg, wie Bücher früher fast ausschließlich veröffentlicht werden konnten:
Man schickt sein Buch-Manuskript an diverse Verlage, ‚verkauft‘ die Buchrechte an einen dieser Verlage, der das Buch anschließend veröffentlicht und vermarktet.
WENN Sie einen Verlag finden!
Dieser Weg fällt jedoch für die meisten (noch) unbekannten Autor|innen flach, weil sie schlicht keinen Verlag finden, der ihr Buch veröffentlichen würde.
Und selbst wenn, sind die Konditionen in der Regel so schlecht, dass Self-Publishing in jedem Fall eine interessante Alternative ist.
Nicht umsonst gehen heute selbst etablierte Autor|innen diesen Weg – auch wenn sie bereits einen Verlagsvertrag haben oder bekommen könnten.
Der Grund ist relativ einfach:
In Zeiten des Self-Publishing sind die meisten der ursprünglichen Verlagsarbeiten, wie Lektorat, Buch setzen, Buch drucken lassen, Buch veröffentlichen etc. – kostenlos oder günstigst einzukaufen (siehe unsere Dienstleistungen).
Was bleiben würde, ist die Vermarktung. Hier könnte ein Verlag ein Buch tatsächlich voranbringen, wenn – tja wenn er denn diese seine Aufgabe wahrnehmen würde.
Für unbekannte Autor|innen meist ein schlechtes Geschäft
Die Realität sieht jedoch zumindest für unbekannte Autor|innen so aus, dass der Verlag sämtliche Verwertungsrechte verlangt, das Buch auch veröffentlicht, danach jedoch wenig bis nichts für die Vermarktung tut.
Viele unbekannte Autor|innen, die tatsächlich einen Verlagsvertrag ergattert haben, finden sich also in einer Zwickmühle wieder:
- Wenn sie wollen, dass Ihr Buch verkauft wird, müssen Sie – genau wie beim Self-Publishing – selbst aktiv werden.
- Der Verlagsvertrag lässt Ihnen aber in der Regel nur marginale Tantiemen (je nach Buchgattung 5-10% vom Netto-VK, was in der Regel oft unter 1 EUR je Buch ergibt).
Zum Vergleich: Bei einem Self-Publishing-Buch ist die Tantieme in der Regel um das 5-10-fache (!) höher. - Da sie die Rechte an den Verlag abgetreten haben, können Sie ihr Buch auch nicht direkt – z.B. als PDF-Download auf Ihrer Homepage vertreiben.
Fazit: Unter dem Strich haben (noch) unbekannte Autoren|innen bei der Veröffentlichung in einem Buchverlag wenige bis keine Vorteile gegenüber dem Self-Publishing, aber den Nachteil erheblich niedrigerer Tantiemen.
Kurz gesagt ist eine Verlagsveröffentlichung nur dann sinnvoll, wenn für Sie die Außenwirkung Ihres Buches sehr viel wichtiger ist, als der Verkaufserfolg und die Tantiemen. Das kann zum Beispiel dann der Fall sein, wenn Sie als Coach|in, Berater|in, Speaker|in etc. Ihr Buch in erster Linie als ‚dicke Visitenkarte‘ nutzen wollen.
In diesem Fall macht sich ein angesehener (!) Verlagsname auf dem Cover natürlich gut. Die Betonung liegt dabei auf ‚angesehener Verlagsname‘, denn unbekannte Miniverlage oder gar ein Zuschusskosten-Verlag sind fast immer eine schlechte Wahl, weil sie meistens die Nachteile beider Welten auf sich vereinen.
Spätestens dann, wenn Ihnen der Verkaufserfolg Ihres Buches und die Tantiemen wichtig sind, sollten Sie sich die Möglichkeiten des Selfpublishing sehr genau ansehen. Außerdem gibt es heute Mischformen, bei denen Sie de facto zwar selbst publizieren, auf dem Buch jedoch dennoch ein wohlklingender Verlagsname steht (Bsp. Tredition-Verlag).
Falls jedoch die klassische Verlagsveröffentlichung für Ihr Buch tatsächlich der beste Weg ist, sollten Sie diesen Weg zumindest versuchen. Einen renommierten Verlag für Ihr Buch zu finden ist zwar alles andere als einfach, aber auch nicht unmöglich. Der Schlüssel dazu ist ein wirklich aussagekräftiges Exposé. Dies zusammen mit Ihnen zu erstellen ist Teil unserer Autor|innen-Coachings.
Buch veröffentlichen
1. Verlag finden
2. Self-Publishing / Print-on-Demand
4. PDF-eBook selbst veröffentlichen
Frage meines Mentoring-Kunden Linus:
Hallo Michael,
darf ich dich noch etwas fragen? Ich habe von einem nicht allzu bekannten Verlag ein Angebot bekommen, mein Buch in das Verlagsprogramm aufzunehmen. Dafür habe ich einen Standard-Vertrag erhalten, den ich noch verhandeln könnte (siehe File anbei).
Was meinst du? Ich bin da überfragt, ob das die bessere Lösung ist oder ob ich doch besser selber verlegen soll. Könntest du mir einen Rat geben?
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Meine 1. Antwort:
Hallo Linus,
ich darf und will keine Rechtsberatung machen und habe den Vertrag auch nicht komplett gelesen, aber ich bin bereits am 1. Punkt hängengeblieben:
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Rechtseinräumung
1. Der Autor überträgt dem Verlag für die Dauer des gesetzlichen Urheberrechts einschließlich etwaiger Schutzfristenverlängerungen ab Erscheinen des Werks räumlich und inhaltlich unbeschränkt die ausschließlichen und exklusiven Nutzungsrechte in allen bekannten und unbekannten Nutzungsarten.
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Ich würde als Autor keinen Vertrag mehr unterschreiben, bei dem ich die „ausschließlichen und exklusiven Nutzungsrechte“ abtrete. Das bedeutet nämlich, das was es sagt – der Verlag allein darf Dein Buch verwerten.
Viele Grüsse
Michael
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Rückfrage von Linus:
Hallo Michael
Vielen Dank für deine schnelle Antwort. Was wäre denn die Alternative? Ich nehme nicht an, dass ein Verlag seine Kraft für eine Publikation einsetzt, für die er keine Rechte hat, oder?
Vielen Dank und lieber Gruss
Linus
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Meine 2. Antwort
Hallo Linus,
WENN ein Verlag seine Kraft für eine Publikation einsetzt, könnte man darüber sprechen. Die Praxis sieht zumindest bei unbekannten Autoren so aus, dass Verlage zwar alle Rechte nehmen, aber nicht viel zur Vermarktung beitragen (= das bleibt wie beim Selfpublishing dem Autor überlassen, nur zu wesentlich kleineren Tantiemen).
Im übrigen bekäme der Verlag ja Rechte – nur halt keine exklusiven. D.h. WENN er seine Kraft für eine Publikation einsetzt, hat er auch etwas davon. Und wenn nicht, bist Du zumindest nicht blockiert.
Generell macht ein Verlagsvertrag in meinen Augen heute nur dann Sinn, wenn Dir als Autor der Name eines renommierten Verlages (wozu ich den von Dir genannten Verlag nicht zähle) auf dem Cover wichtig ist und der Verdienst nicht.
Ich coache z.B. aktuell eine Autorin, die einen Verlagsdeal mit einem wirklich renommierten Verlag hat, der wie gehabt allerlausigste Tantiemen vorsieht. Aber sie sagt, dass ihr der Verkaufserlös ihres Buches völlig egal ist, ihr kommt es nur auf die Außenwirkung an. Denn ihr Geld verdient sie mit ihren Coachings und das Buch soll nur ihr Ansehen in der Branche heben.
Dann und in meinen Augen nur dann macht ein Verlagsvertrag auch für Autor|innen Sinn.
Viele Grüße
Michael
Michael Kaindl ist Autor des Amazon-Bestsellers Buch schreiben – mit System zum Bestseller (zusammen mit Jeannette Zeuner) und hat zahlreiche weitere Bücher als Autor, Ghostwriter und unter Pseudonym geschrieben und veröffentlicht.
Er hat sein Handwerk von der Pike auf gelernt – damals noch in ganz normalen Verlagen – und verfügt über jahrelange Beratungspraxis als Verlagsdienstleister.
Neben seiner Autoren-Tätigkeit arbeitet er als Coach und Mentor für andere Buchautor|innen und ist Gastdozent am Lehrstuhl für Psychologie der TU München.
Persönliches Mentoring durch Bestseller-Autor Michael Kaindl – bitte HIER klicken